Henning Flüsloh / 22

Henning Flüsloh wird als Sohn einer Sozialarbeiterin und eines Sozialpädagogen in Wuppertal geboren. Er beginnt früh, sich in der Theater-AG seiner Schule zu engagieren. Gleich in seiner ersten Rolle als George Berger in dem Musical ’Hair’ erkennen seine Lehrer das besondere Talent und ermutigen ihn, sich einer freien Theatergruppe in Wuppertal anzuschließen. Er tritt dort in mehreren Stücken auf. Unmittelbar nach dem Abitur absolviert er das angesehene Theaterjahr des Burgtheaters Wien und wird anschließend an der renommierten ’Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch’ in Berlin angenommen. Die Professorinnen und Professoren, vor allem seine Mentorin Iris Böhm, erkennen die besondere Fähigkeit des Schauspielers, an den Grenzen des menschlichen Verhaltens zu oszillieren. Von Anbeginn zeigt Henning Flüsloh seine ausgeprägte Fähigkeit, seine Figuren mit einer zutiefst menschlichen Durchlässigkeit zum Leben zu bringen. Gleichzeitig zeigt der Schauspieler die ständige Bereitschaft, an die körperlichen Grenzen seiner Charaktere und seiner selbst zu gelangen. Das ermöglicht ihm eine nuancierte Vielgestaltigkeit, mit der er sich mühelos zwischen den Genres bewegt.

Henning Flüsloh begreift sich als Geschichtenerzähler. Dabei versucht er stets, die Gedanken- und Handlungswelten seiner Protagonisten größtmöglich auszumachen, um ihnen einen glaubhaften Gegenwartsbezug zu geben. Der Schauspieler ist darauf bedacht, einen eigenständigen Lebensraum für seine Charaktere zu eröffnen, um die komplexen Züge eines Menschen und dessen Antriebe zu zeigen. Er changiert bewusst mit seinen Figuren im Bekannten und Unbekannten, um jederzeit ihre Grenzen zu erweitern. Sein äußerst körperliches und dynamisches Spiel ermöglichen es ihm dabei, eine Vielschichtigkeit für seine Figuren zu erzeugen, bis sie als vollständiger Mensch auf der Bühne oder vor der Kamera stehen.

Die Charaktere von Henning Flüsloh bewegen sich sowohl im Film als auch am Theater in einem selbst erzeugten Spannungsfeld zwischen Zerbrechlichkeit und Stärke. Sein energiegeladener, physischer Ansatz im Spiel erlaubt es ihm, die Bögen zwischen den widersprüchlichen Beweggründen von Menschen eindrücklich und präzise darzustellen. Dabei ermöglichen ihm sein Einfallsreichtum im Spiel, seine extreme Geschwindigkeit und seine präzise Spielweise immer wieder, die Grenzen bis zu einer geführten Selbstauflösung auszuloten. Henning Flüsloh wechselt mühelos in seinem Spiel zwischen fragiler Menschlichkeit, gefährlicher Unberechenbarkeit und stiller, einfühlsamer Nachdenklichkeit. Die vielfältigen und anspruchsvollen Darstellungen sowie seine sensible und kraftvolle Präsenz machen Henning Flüsloh zu einem herausragenden Film- und Theaterschauspieler. Seine intensiven und vielfältigen Ausdrucksformen werden von Regisseurinnen und Regisseuren wie Hermine Huntgeburth, Laura Lackmann, Oliver Kracht, Piotr J. Lewandowski, Stefan Lukacs und Torsten C. Fischer für ihre anspruchsvollen Produktionen geschätzt und eingesetzt.